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Aus meiner Heimat

Wissenschaftsblogs – Keine Modeerscheinung

zzf workshopHeute haben ein paar Wissenschaftler einen weiteren Schritt Richtung World Wide Web und Open science gewagt! Mareike König vom Deutschen Historischen Institut in Paris (DHIP) und Sascha Foerster, Community Manager von de.hypothese.org haben am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) einen Workshop über wissenschaftliches Bloggen ausgerichtet. Sozusagen das, was ich auf dieser Seite hier auch probiere. Im Vergleich zu den deutschen fühlen sich die französischen Geschichtswissenschaftler im Internet schon um einiges wohler. Die Plattform hypothese.org mit ihren verschiedensprachigen Blogs zu historischen Forschungsthemen zeigt das auf eine besonders sympathische Art und Weise, wie ich finde. Es lohnt sich, dort einmal stöbern zu gehen.

Bei dem ZZF- Workshop heute, sind mir drei Standpunkte zu wissenschaftlichem Bloggen besonders aufgefallen – Nr. eins:

„Was ist, wenn jemand meine Ideen klaut?“

Das ist mit Abstand eine der ersten Fragen, denen sich ein „Wissenschaftsblogger“ im Gespräch mit gestandenen Wissenschaftlern stellen muss. Ein nicht unberechtigtes, aber etwas trauriges Statement über unsere Zeit, wie ich finde. Ich habe Angst, erste Forschungsergebnisse zu veröffentlichen, weil mir jemand vorwerfen könnte, ich würde einseitig, unvollständig oder zu unkritisch schreiben – und müsste dann um meinen Ruf als Wissenschaftlerin fürchten. Oder noch schlimmer: meine Idee wird geklaut und publiziert, bevor ich es getan habe. Eine schöne Antwort darauf ist der Trend zur Zusammenarbeit. Gerade Zeithistoriker und Zeithistorikerinnen müssen für ihre Forschungen einen kaum überschaubaren Berg an Quellen und Sekundärliteratur bewältigen, um anschließend ihren kleinen Beitrag zum Thema leisten zu können. Mit Rechercheteams oder in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, die zu einer ähnlichen Fragestellung forschen, lässt sich so ein Berg aber um einiges zügiger bewältigen. Auch die Fragestellung selbst kann umfassender bearbeitet werden. Außerdem haben Wissenschaftsblogs den schönen Nebeneffekt, dass sie Wissenschaft aus ihrem Elfenbein holen. Sie wird sichtbarer, verständlicher und offener für Kritik. Ideenklau ist ein Problemfeld, das diskutiert werden muss – dem aber mit Kooperation begegnet werden kann. Damit zu Standpunkt Nr. 2:

„Was ist ein Tweet?“

Ich selbst würde mich nicht zu den „Digital Natives“ zählen – hatte aber das Glück, den technischen Wandel als Schulkind, und somit in einer Zeit zu erleben, in der sowieso erstmal alles Mögliche erlernt werden musste – also Computer bedienen, kurz nach schreiben, rechnen, Fahrradfahren. Ich wurde, wenn man so will, in den technischen Wandel hineingeboren. Bei Workshops, wie diesem am ZZF, sitzen sich nun Professoren, Doktoranden und Hiwis unterschiedlichster Erfahrungslevel gegenüber. Fragen zu den Modifikationsmöglichkeiten des WordPress-Quellcodes, stehen in einem Raum mit „Kannst du mal sagen, was Google+ ist?“ und „Wie heißt, das? Tweet?“. Technische Hürden machen es für die ein oder andere Geschichtsprofessorin oder den ein oder anderen Post-Doc zu einem nachvollziehbaren Hemmnis, sich auf das Bloggen einzulassen. Deshalb fand ich es auch sehr charmant, dass sich einige zwar beschwert haben, weil sie nun auch noch dieses Bloggen in ihren Terminkalender quetschen müssen – mit ihrer Anwesenheit aber zeigten, dass sie es eigentlich doch wichtig finden. Was mich direkt zum dritten Punkt führt, Nr. 3:

„Man kommt daran wohl nicht vorbei.“

Es wird immer offensichtlicher: das Internet, samt seiner Blogs und Sozialen Netzwerke, ist ein unvermeidbarer Bestandteil geworden, wenn ich Forschungsergebnisse der (auch wissenschaftlichen) Außenwelt mitteilen will. Leider klingt das sehr nach notwendigem Übel, um das man immer seltener herum kommt. Besonders prominent auch das Argument: bisher habe ich es auch nie gebraucht! Ich frage mich bei solchen Argumenten immer: Wie oft wollen wir die Computer, Handys und Sozialen Netzwerken dieser Erde denn noch als überflüssige Modeerscheinung abtun, nur um anschließend festzustellen, dass wir sie doch ganz gern benutzen? Ich gehöre genauso zu den „Holzmitschreibern“, liebe Papier-Bücher und genieße Tage ohne Telefon. Aber die „Bisher ging es auch so“- Einstellung riecht ein wenig nach Fortschrittsmüdigkeit, die der Wissenschaft alles andere als zuträglich ist. Ja, liebe Professoren und Wissenschaftlerinnen, die Technik-Hürde nervt, aber sie zu nehmen lohnt sich!

Der „Jahrhundertschritt“ vor der Tür

Als ich am Montag morgen auf dem Weg zur Arbeit über den Innenof des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zur Arbeit lief, stellte sich mir unerwartet eine etwa fünf Meter hohe Bronzestatue in den Weg – die linke Hand zur Faust geballt, die rechte zum Hitlergruß erhoben. Weiterlesen